Ich habe dieses Material aus einer Internetseite, die ich auch angegeben habe und aus einem Buch. Es sind also alles Zitate, die von mir schon etwas gekürzt wurden. Leider habe ich noch nichts über die Seelen so richtig gefunden, nur ganz unten der Artikel (Götter ohne Zahl) erwähnt kurz 2 Seelenarten - nigimi-tama und arami-tama.
Das Material ist auch einfach so mal zum Durchlesen gedacht - kann ja nichts schaden, wenn man mal davon gehört hat.
So, jetzt mache ich aber erst mal mit Episode 28 weiter!!
Buddhismus
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Die überwiegende Mehrzahl aller Japaner bekennt sich also sowohl zum Shinto als auch zum Buddhismus. Zum Christentum bekennen sich dagegen nur knapp drei Prozent, knapp 10 Prozent bekennen sich zu anderen Religionen (meist sogenannte "Neue Religionen", die sich aus Buddhismus oder Shinto herleiten). Der Buddhismus verfügt zwar über etwas weniger Anhänger und Tempel als der Shinto, dafür aber über weit mehr Priester. 1234 Shinto-Anhängern steht demnach nur ein Priester/ eine Priesterin zur Verfügung, ja, es gibt sogar mehr Shinto Schreine als Priester. Im Buddhismus teilen sich hingegen etwa 388 Gläubige einen Mönch oder eine Nonne. Das lässt darauf schließen, dass auch mehr buddhistische als shintoistische Zeremonien durchgeführt werden. Im japanischen Christentum und bei den Neuen Religionen gibt es vergleichsweise noch mehr religiöse Betreuung. Im Christentum ist das Verhältnis Priester - Gläubige rund 1:57, bei den Neuen Religionen gar 1:39. Entsprechend höher ist auch das religiöse Engagement in diesen Religionsgemeinschaften. Auf den ersten Blick scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Alter einer religiösen Tradition und ihrer Aktivität zu geben: Je länger sie in Japan vorhanden ist, umso träger und unattraktiver wird sie. Man gehorcht ihr nur noch aus Tradition, ohne sich ernsthaft zu engagieren. Grob gesprochen trifft diese Schlussfolgerung tatsächlich zu. Das Verhältnis von Buddhismus und Shinto lässt sich aber auf diese Weise nicht angebracht darstellen, sondern hat komplexere historische Gründe. http://homepage.univie.ac.at/bernhard.scheid/rel_vo/einfuehrung/buddh_shinto.htm
[u]Buddhistische Tempel[/u]
Tempel ist das deutsche Übersetzungswort für japanisch:tera, -ji, -in, san, u.a.m. All diese Worte zeigen eine buddhistische Verehrungsstätte an. In der deutschsprachigen Japanologie wird "Tempel" also nur auf ein buddhistisches Gebäude angewandt, handelt es sich um ein shintoistisches Gebäude, spricht man von "Schrein". Ein buddhistischer Tempel besteht oft aus mehreren Gebäuden. Eines dieser Gebäude (nicht unbedingt das größte) ist die "Haupthalle", hondô (oft auch kondô, "Goldene Halle" genannt). Sie bildet das Zentrum des Tempels, denn in ihr wird dass wichtigste Heiligtum des Tempels (honzon) aufbewahrt. Meist handelt es sich dabei um eine Statue jenes Buddhas, dem der Tempel geweiht ist. Neben dem Hauptbuddha gibt es oft auch noch andere Heiligengestalten, die in Seitengebäuden verehrt werden. Da in größeren Tempeln viele Mönche wohnen, spricht man auch von "Klöstern". Solche Tempelanlagen besitzen außerdem Gebäude für Gebete und Rituale. Im Gegensatz zu christlichen Kirchen dienen sie eher den Mönchen als den Laien. Laien besuchen Tempelanlagen in der Regel, um vor dem honzon zu beten. Oft betreten sie dabei die Haupthalle gar nicht, sondern steigen nur über ein paar Stufen zu einer Veranda, von wo aus sie die goldenenen Buddha Statuen aus dem dunklen Inneren der Halle herausleuchten sehen (Kap. Alltag, Tempel- und Schreinbesuch). Ein Tempel ist typischerweise von einer Mauer umgeben, in der Tore in Richtung der vier Himmelrichtungen angebracht sind. Das Haupttor weist meist in Richtung Süden. Innerhalb der Mauer befinden sich Haupthalle, Pagode und andere religiöse Gebäude. Außerhalb die Wohngebäude der Mönche.
http://homepage.univie.ac.at/bernhard.scheid/rel_vo/tempel/tempel.htmd
[u]Buddhistische Mönche[/u]
In der Japanologie beginnt sich die Regelung durchzusetzen, im Fall von buddhistischen Ordensleuten von "Mönchen" und "Nonnen" zu sprechen, während "Priester/Priesterin" für Shinto-Kleriker reserviert wird. Ähnlich verwendet man ja im Fall von Gebäuden das Wort "Schrein" für Shinto-Hallen und das Wort "Tempel" für buddhistische Bauwerke. Warum "Mönch" eher zum Buddhismus passt, liegt daran, dass es im Buddhismus Klöster gibt, im Shinto hingegen nicht. Klöster, das bedeutet streng genommen eine Lebensgemeinschaft von Ordensleuten, die sich der alltäglichen, weltlichen Ordnung entziehen, und ihr Leben der spirituellen Vervollkommnung und dem Dienst an ihrer Mönchsgemeinschaft weihen. Im Buddhismus war mit dieser Lebensweise, ähnlich wie im Christentum, ursprünglich Ehe- und Kinderlosigkeit, bzw. Zölibat verbunden. Ein alter Ausdruck für Mönchstum lautet daher auch shukke, wtl. "das Haus verlassen". Heute ist dieses Gebot allerdings in fast allen in Japan verbreiteten buddhistischen Richtungen aufgehoben, die meisten Mönche haben Familie und vererben ihren Tempel an ihre Kinder weiter. Solche Familientempel sind häufig von einem kleinen Friedhof umgeben und versorgen eine lokale Gemeinde von Gläubigen mit religiösen Dienstleistungen, vor allem bei Todesfällen (s.a. Kapitel Alltag, Friedhof und Bestattung).
http://homepage.univie.ac.at/bernhard.scheid/rel_vo/tempel/soryo.htm
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Das Wort shintô (wtl. Weg der kami) taucht in der japanischen Religionsgeschichte erst relativ spät in der heutigen Bedeutung auf und ist nach wie vor kein gängiges Vokabel. Wer ein modernes japanisches Textverarbeitungsprogramm benützt und die Silben "shin-tou" eintippt, erhält als Kanji-Schreibung meist homophone Begriffe wie "Neue Partei" oder "Osmose" vorgeschlagen, bevor die Zeichen kami (Gottheit) und michi (Weg) erscheinen. "Shinto" im religiösen Sinn ist also auch heute im Alltagsjapanisch selten zu hören. Selbst hinsichtlich der Aussprache (shintô oder shindô) sind sich moderne Japaner nicht immer sicher. Diese Zurückahltung gegenüber einem Wort, das oft als Inbegriff des Japanischen schlechthin dargestellt wird, ist auf den ersten Blick sehr erstaunlich. Eine mögliche Erklärung liegt in der Instrumentalisierung des Shinto als Staatsideologie zur Zeit des japanischen Ultranationalismus. Shinto wurde im späten 19. Jahrhundert zum nationalen Kult erklärt und in zunehmenden Maße in den Dienst der Verehrung des Tenno und des japanischen Nationalismus gestellt (s. Staatsshinto). Diese Ideologie führte bekanntermaßen zu einer aggressiven Annexionspolitik Japans gegenüber den umliegenden asiatischen Ländern und schließlich zur kriegerischen Auseinandersetzung mit den alliierten Mächten im Zweiten Weltkrieg. Mit der Niederlage Japans verlor der Staatsshinto sowohl seine rechtliche Basis als auch seine Glaubwürdigkeit, doch der Begriff Shinto blieb als Bezeichnung für die einheimische Religion nach wie vor in Verwendung. Allerdings haftet ihm seither doch ein negativer Beigeschmack an und viele Japaner vermeiden ihn daher. Das gilt natürlich nicht für die Vertreter des Shinto selbst. Sie sind teilweise bemüht, "Shinto" von der Assoziation mit Staatsshinto reinzuwaschen. Andererseits spielt die Ideologie des Staatsshinto in rechtsextremen Kreisen nach wie vor eine wichtige Rolle und auch die gemäßigt konservative Liberal Demokratische Partei (LDP), die seit dem Zweiten Weltkrieg fast ununterbrochen an der Regierung ist, kann sich nicht zu einer eindeutigen Ablehnung aller Reste des Staatsshinto durchringen.
Im Westen ist der Begriff Shinto selbst zwar im Allgemeinen nicht mit dem Stigma des Nationalismus behaftet (dafür ist der Begriff einfach zu fremd und exotisch), aber die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema hat nach dem 2. Weltkrieg doch spürbar nachgelassen. Shinto wurde zu einer Art Tabuthema. Erst in jüngerer Zeit gibt es wieder Ansätze, sowohl den Staatsshinto als auch die Ursachen seiner Entstehung historisch aufzuarbeiten und in Relation zur gesamten Religionsgeschichte Japans zu stellen. Ein nach und nach allgemein akzeptiertes Ergebnis dieser neueren Forschung besteht in der Erkenntnis, dass viele Elemente des Shinto, einschließlich der Bezeichnung "Shinto" selbst, viel jünger sind als bisher angenommen. Die allgemeine Unsicherheit gegenüber diesem Begriff hat also auch darin ihre Ursache, dass er sich historisch nie wirklich gefestigt hat.
[u]Schrein[/u]
In der deutschsprachigen Japanologie ist ein Schrein ein Tempel. Genauer ein Tempel für eine Shinto-Gottheit (kami). Das Wort "Schrein" wurde gewählt, um Verehrungsstätten für kami von buddhistischen "Tempeln" zu unterscheiden. Also Shinto — "Schrein", Buddhismus — "Tempel". Mit "Schrein" übersetzt man folgende japanische Begriffe: jinja, taisha, yashiro, miya und jingû, sowie die Endungen -gû und -sha. All diese Worte zeigen einen Shinto Schrein an. Das zentrale Gebäude eines solchen Schreins (honden) enthält einen Gegenstand, der von der Gottheit "bewohnt" wird oder die Gottheit symbolisiert. Dieses Hauptheiligtum eines Schreins heißt shintai, "Gott-Körper" (vgl. honzon des Buddhismus). Ein Shinto Schrein ist also, ähnlich wie eine buddhistische Tempelhalle, in erster Linie eine Stätte der Aufbewahrung, ein Speicher von shintai-Heiligtümern. Die häufigsten shintai sind Spiegel oder Schwerter. Im Gegensatz zu buddhistischen Heiligtümern werden sie für gewöhnlich nicht hergezeigt. Allerdings werden die shintai bei großen Schreinfesten (matsuri) in einen tragbaren Schrein gesetzt und in einer Prozession umhergeführt.
Für den Laien ist oft nicht leicht zu erkennen, ob ein religiöses Gebäude für eine kami-Gottheit bestimmt ist oder für eine buddhistische Gottheit. Es gibt aber bestimmte Erkennungsmerkmale, die eindeutig auf einen Schrein hinweisen. Das markantestes Kennzeichen eines Schreins ist das torii, das Shinto-Tor, das vor jedem Schrein steht. Die Bilder oben zeigen einige torii-Varianten. In jedem Fall bleibt die Grundform, zwei Querbalken auf zwei Pfosten, die selbe.
http://homepage.univie.ac.at/bernhard.scheid/rel_vo/schrein/schrein.htm
[u]Schreinpriester[/u]
Die allgemeinste japanische Bezeichnungen für Shinto- oder Schrein-Priester ist shinshoku, ein generischer Terminus für alle, die ein religöses Amt des kami-Gottesdienstes innehaben. In der Umgangssprache vertrauter ist jedoch kannushi (wtl. kami-Herr). Bezeichnungen wie gûji oder negi beziehen sich auf leitende Priesteränge (etwa "Oberpriester"). Eine Bezeichnung, die nur auf Frauen angewandt wird ist miko (in etwa "Schreindienerin"). Bis auf das Geschlecht erinnern miko (was ihre Aufgaben, ihr Alter, und sogar die Kleidung betrifft) an katholische Ministranten, in früherer Zeit übernahmen sie aber auch andere Aufgaben. Darüber hinaus ist es grundsätzlich nicht ausgeschlossen, dass Frauen auch höhere Positionen als die einer miko bekleiden. Das Zeremonialgewand eines Shintopriesters geht auf die Adelstracht der Heian Zeit (kariginu) zurück (s. Abb. links). Die Grundfarbe des Priestergewandes ist weiß, je höherrangiger der Priester und je wichtiger die Zeremonie, umso mehr prächtig gefärbte Seidenstoffe kommen zum Einsatz. Als Kopfbedeckung dient entweder die sog. kanmuri, wie in der Abbildung links oder der (tate-eboshi) auf dem Bild unten. Die Details variieren je nach Schreintradition. Zu den elementarsten rituellen Handlungen eines Shinto Priesters zählt das harae (auch harai genannt), wtl. Fegen oder Reinigen. Es handelt sich also um ein Purifikationsritual. Priester benützen dazu ein Instrument, das man haraigushi nennt. Es besteht aus einem Stab, an den Papierstreifen und Bast- oder Hanffäden gebunden sind. Dieses schwingt der Priester über Objekte oder Personen, die rituell gereinigt werden sollen. Die entsprechenden Gebete, die er spricht, nennt man norito. Andere typische Elemente von Riten sind kagura, Gesänge für die Götter. Heute werden Shinto-Riten zumeist für die Segnung von Kindern, für Hochzeiten, sowie für die Einweihung von Gebäuden und Geräten (z.B. Autos) in Anspruch genommen. Bevor ein neues Haus gebaut wird, markiert die Weihe des Bodens durch einen Shinto-Priester gewohnheitsmäßig den Baubeginn. Niemandem würde einfallen, darauf zu verzichten.
http://homepage.univie.ac.at/bernhard.scheid/rel_vo/schrein/shinshoku.htm
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Aber das neue Gedankengut aus China (Buddhismus) hatte auch starke Befürworter, allen voran die Soga-Sippe, die durch geschickte Einheirat in die kaiserliche Familie eine bedeutende Stellung bei Hofe errungen hatte. Um diese Position zu festigen und den Einfluß der rivalisierenden Sippen abzuschwächen, deren Macht ebenfalls auf Autorität der alten Sippen-Gottheiten beruhte, wagten die Soga den radikalen Schritt und wandten sich dem Buddhismus zu - der Religion, die dem japanischen Hof im Jahre 552 offiziell von Korea empfohlen worden war.
Zunächst gelang es dem Buddhismus nicht, in Japan Fuß zu fassen. Als eine Seuche das Land heimsuchte, schrieben die konservativen Kräfte am Kaiserhof das Unglück dem Zorn der Shinto-Götter zu. Der Kaiser verbot den fremden Glauben, und eine kostbare Buddhastatue aus Korea wurde zerschlagen und in einen Kanal geworfen.
Aber die Soga gaben nicht auf. Zwanzig Jahre später rangen sie dem Kaiser erneut die Genehmigung ab, buddhistische Andachten abzuhalten. Ein ehemaliger Mönch aus Korea wurde dazu überredet, in den geistlichen Stand zurückzukehren. Er berief drei junge Mädchen zu Tempeldiennerinnen, und aus diesen bescheidenen Anfängen begann der Aufstieg des Buddhismus in Japan. Je mehr er sich ausbreitete, desto mehr verhärteten sich die Fronten. Schließlich mündete die Rivalität zwischen den Sippen in einen Bürgerkrieg, in dem die Soga einen großen Sieg davontrugen. Die Zukunft des Buddhismus war gesichert... Priester und Mönche kamen vom Festland herüber, während viele Japaner nach China gingen, um dort bei buddhistischen Meistern zu studieren, ehe sie die Lehre in der Heimat verkündeten. Einer der Gründe für den Erfolg des Buddhismus lag wohl im Abscheu des Shintoismus vor jeglichem Kontakt mit dem Tod - so mußte, wer mit Krankheit und Tod in Berührung gekommen war, den Schreinen fernbleiben, weil er als unrein galt. Viele wandten sich der Lehre zu, denn sie erlaubte die Pflege der Kranken und die Bestattung der Toten nicht nur, sondern forderte sie sogar.
Doch schon bald gelangten die beiden Religionen zu einer gegenseitigen Akzeptanz, die über die nächsten tausend Jahre hinweg Bestand haben sollte...
Klöster waren eine weitere Neuerung, die Japan dem Buddhismus verdankte, und es zeigte sich bald, daß sie eine tiefe spirituelle Sehnsucht befriedigten. Zu Beginn der Nara-Periode gab es bereits über 500, und ihre Zahl nahm ständig zu. Ähnliches galt für ihre Größe. Im Laufe der Jahre entwickelten sich einige zu komplexen Anlagen, die nicht selten die Ausdehnung von Kleinstädten erreichten. Gleichzeitig wuchs ihr politischer Einfluß, und in Kürze hatten sie sich eine Machtgrundlage geschaffen, die dem Hof gefährlich werden konnte.
(Seite 15-19)
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Die frühen Japaner verrehrten Dinge von ungewöhnlicher Schönheit, Macht. Größe oder Form. Flüsse, Wasserfälle, Berge, Felsen, 'I'iere, Bäume, Gräser und Reisfelder hatten alle ihr eigenes kami oder "göttliche Wesenheit . Mit dem Begriff kami wurde die höhere Macht benannt, die ein Ding oder ein Lebewesen beseelte und es im animistischen Shinto-Glauben anbetungswürdig Gleichzeitig verehrte man diese heilige Krait in personifizierter Form als Gottheit. Winzige, hokora genannte Schreine wurden zu Ehren der zahllosen kami aufgestellt. Obwohl die kami auch menschliche Gestalt annehmen konnten, waren sie für gewöhnliche Sterbliche unsichtbar. Sie wurden in amatsu-kami, Götter des Himmels, und kunitsu-kami, Götter der Erde, eingeteilt. Höhere Himmelsgottheiten wie Amaterasu waren zwar mächtig, aber nie allmächtig. Sie konnten nicht sehen, was in der Menschenwelt geschah, und mußten Kundschafter einsetzen, die ihnen über die Menschen berichteten. Auch konnten sie nicht in die Zukunft blicken; dafür mußten sie Divinationsrituale durchführen. Nach altehrwürdiger Tradition besaß jeder Gott zwei Seelen: die arami-tama. die aggresiv war, und die nigimi tama, die friedliebend war. Das Verhalten einer Gottheit zeigte oft krasse Unterschiede, je nachdem, welche Seele gerade die Oberhand hatte, Selbst der Gott Susanu, die wahre Inkarnation des Aufruhrs, hatte außer der gewalttätigen Seele auch eine freundliche. Dementsprechend vollbrachte Susano gelegentlich auch gute Taten, wie zum Beispiel die, mit der er Kusanade-hime, die Reisfeld-Prinzessin vor dem achtschwänzigen und achtköpfigen Drachen rettete. (Seite 31)
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Der Shinto-Gott Izanagi hatte vergeblich versucht, seine verstorbene Gattin Izanami aus der Unterwelt zurückzuholen. Bei seiner Rückkehr in die Menschenwelt nahm er rituelle Waschungen vor, um sich vom Schmutz der Unterwelt zu reinigen. Er wusch sich in einem Fluß, und die Verunreinigungen seines Körpers schufen den Gott Yasomaga-tsubi ("Achtizig Übel des Körpers"), dann ließ er zwei weitere Götter entstehen. welche die Übel wieder beheben sollten, die Yasomaga-tsubi begangen hatte. Anschließend badete Izanami an verschiedenen Stellen des Meeres und zeugte zwei Götter des Meeresgrundes, zwei Gottheiten des mittleren Wassers und zwei Hüter des Oberflächenwassers. Als er sich weiter wusch, entstanden noch mehr Gottheiten - darunter die große Shinto-Sonnen-göttin Amaterasu, die hervortrat, als er sein linkes Auge wusch.
Die Gesamtzahl der Götter und Göttinnen des Shinto-Pantheons ist unermeßlich. Nach alten Texten sind es 800 Gottheiten, doch in der japanischen Mythologie ist die Acht (ya) heilig und bedeutet schlicht "viele". Die frühen Japaner verrehrten Dinge von ungewöhnlicher Schönheit, Macht. Größe oder Form. Flüsse, Wasserfälle, Berge, Felsen, 'I'iere, Bäume, Gräser und Reisfelder hatten alle ihr eigenes kami oder "göttliche Wesenheit . Mit dem Begriff kami wurde die höhere Macht benannt, die ein Ding oder ein Lebewesen beseelte und es im animistischen Shinto-Glauben anbetungswürdig Gleichzeitig verehrte man diese heilige Krait in personifizierter Form als Gottheit. Winzige, hokora genannte Schreine wurden zu Ehren der zahllosen kami aufgestellt.
Obwohl die kami auch menschliche Gestalt annehmen konnten, waren sie für gewöhnliche Sterbliche unsichtbar. Sie wurden in amatsu-kami, Götter des Himmels, und kunitsu-kami, Götter der Erde, eingeteilt. Höhere Himmelsgottheiten wie Amaterasu waren zwar mächtig, aber nie allmächtig. Sie konnten nicht sehen, was in der Menschenwelt geschah, und mußten Kundschafter einsetzen, die ihnen über die Menschen berichteten. Auch konnten sie nicht in die Zukunft blicken; dafür mußten sie Divinationsrituale durchführen. Nach altehrwürdiger Tradition besaß jeder[b] Gott zwei Seelen[/b]: die [b]arami-tama[/b]. die aggresiv war, und die [b]nigimi tama[/b], die friedliebend war. Das Verhalten einer Gottheit zeigte oft krasse Unterschiede, je nachdem, welche Seele gerade die Oberhand hatte, Selbst der Gott Susanu, die wahre Inkarnation des Aufruhrs, hatte außer der gewalttätigen Seele auch eine freundliche. Dementsprechend vollbrachte Susano gelegentlich auch gute Taten, wie zum Beispiel die, mit der er Kusanade-hime, die Reisfeld-Prinzessin vor dem achtschwänzigen und achtköpfigen Drachen rettete.
(Seite 31)
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Die Mythen aller Kulturen spiegeln den Glauben an die Macht des Wortes wider. Von einigen solcher Formeln ist allerdings nur noch der Wortlaut und nicht seine mystische Bedeutung überliefert.
So verhält es sich in Japan mit den Sutras, die seit vielen Jahrhunderten rezitiert werden. Bei diesen japanisch-buddhistischen Texten handelt es sich um Gebetsformeln, die in den Originalsprachen Chinesisch und Sanskrit überliefert wurden und deren dunkle Bedeutung nur noch wenigen Eingeweihten verständlich sein dürfte. An ihrer poetischen Schönheit gibt es jedoch keinen Zweifel.
Das heiligste Sutra - schon der Titel kann wie ein Gebet gesprochen werden - ist das berühmte Hokkeiyo oder Lotus-Sutra. Als sein Verfasser gilt Shakyamuni Buddha selbst, der es auf den Geier-Gipfel im fernen Indien gepredigt haben soll... (Seite 129)
(Quelle: Japan - Söhne der Sonne - Mythen der Menschheit)